Ja, ich bessere jeden aus, der es falsch ausspricht: »Koteesch« sagen die Wiener. Es war damals chic Worte aus dem Französischen zu verwenden oder sie einfach französisch auszusprechen. Ich habe mich nach etwas Recherche in das Villenviertel von Währing begeben und mir die Häuser und deren vormalige Bewohner etwas genauer angesehen. Hier die Villen, die ich auf meinem Spaziergang durch das Cottage angesteuert habe. Den Lenin-Kopf auf einer Terrasse Ecke Haizinger- und Cottagegasse konnte ich leider nicht ausfindig machen, aber eines der Häuser an der Kreuzung ist auch gerade mit Flieder überwuchert und kaum einsichtig.
DER SCHÖNE OTTO
Erzherzog Otto von Habsburg-Lothringen starb hier 1906 an den Folgen des Syphilis. Der »schöne Otto«, von seiner Familie auch »Bolla« genannt war bekannt für seinen skandalträchtigen Lebensstil.
VILLA SCHMUTZER
Ferdinand Schmutzer entstammte einer der bedeutendsten Künstlerdynastien. Er war Mitglied der Secession und lehrte an der Akademie der Bildenden Künste. Schmutzer porträtierte Sigmund Freud, Arthur Schnitzler oder Albert Einstein. Als Vorlage für seine Radierungen machte er Fotos von seinen Modellen. Der umfangreiche Bestand an Fotografien von berühmten Persönlichkeiten tauchte 2001 auf, als ein aktueller Bewohner der Villa die Glasplattennegative zur Galerie Westlicht brachte.
ARTHUR SCHNITZLER
Arthur Schnitzler war Arzt, Erzähler und Dramatiker. Schnitzler galt mit seinen Freunden Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Richard Beer-Hofmann einer der Hauptvertreter des Jungen Wien der literarischen Wiener Moderne, deren bevorzugter Treffpunkt das Café Griensteidl im Stadtzentrum war.
ARIK BRAUER
Der in Ottakring geborene Erik Brauer ist ein österreichischer Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter. Er gilt als einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.
(Tipp: BRAUER HAUS Gumpendorfer Straße 134-138, 1060 Wien)
OTTO TRESTER
Er war ein vielseitiger Schauspieler und der Liebhaber von Erzherzogin Maria Josepha, der Gattin von Erzherzog Otto.
JOSEF KAINZ
Auch er war ein gefeierter Schauspieler. Sein Denkmal steht in dem nach ihm benannten Park zwischen Türkenschanzpark und Sternwartepark.
FAMILIE THIMIG
Eine Schauspielerdynastie. Besonders Helene Timing, eines der drei Kinder wird zu einem der hellsten Sterne in den deutschsprachigen Theatern. Bei Nestroy’s »Alles oder Nichts« im Josefstädter Theater spielt der Vater mit allen drei Kindern. Das Theater wurde zu der Zeit »Thimig-Theater« genannt.
ALEXANDER GIRARDI
Er war österreichischer Schauspieler und Operettensänger. Auf Alexander Girardi geht auch die Neurologie-Reform unter Kaiser Franz Joseph zurück. Seine Frau Helene Odilon wollte ihn entmündigen lassen und der Arzt Josef Hoffmann (Arzt des Theaters an der Wien) stellte ein Attest aus, in dem er Girardi für geisteskrank erklärte. Im letzten Moment erfuhr Girardi von dieser Aktion und floh zu Katharina Schratt. Auf ihr Betreiben und dem Einschalten des Burgtheaterarztes Staniek und des Gerichtspsychiaters Hinterstoißer wurde Girardi für »geistesgesund« erklärt. Nach einer anderen Darstellung dieses Ereignisses wurde Girardi vom berühmten Psychiater Julius Wagner Jauregg kurzfristig ohne Untersuchung in die Grazer Nervenheilanstalt eingewiesen. Girardis Ehefrau Helene hatte vor, den Schauspieler entmündigen zu lassen, und nutzte dazu ihre Kontakte zu Wagner-Jauregg. Der Schauspielerin Katharina Schratt, bekanntermaßen die »Freundin« des Kaisers, gelang es durch ihre gesellschaftlichen Verbindungen, Girardi wieder aus der Heilanstalt herauszuholen.
JOHANNES HEESTERS
Auch Heuesters war Schauspieler. Ihm wurde mehrmals vorgeworfen, dass er in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland aufgetreten war. In den 1990er Jahren wurde bekannt, dass Heesters – wie 500 weitere Schauspieler – von Joseph Goebbels 1944 auf die sogenannte Gottbegnadete Liste (Während des Zweiten Weltkrieges von Joseph Goebbels und Adolf Hitler zusammengestellte, 36 Seiten umfassende Liste, in der 1041 Künstler aufgeführt waren, die dem nationalsozialistischen Regime wichtig erschienen) gesetzt worden war. Heesters bekam den Zusatz „Ausländer“.
GEORG ADAM SCHEID
Er hatte nicht unwesentlich zum Erfolg der neuen Interpretation des Jugendstil-Designs in Wien beigetragen. Er war Schmuckdesigner und hatte sein Geschäft in der Gumpendorfer Straße.
RICHARD BEER-HOFMANN
Er war ein österreichischer Romancier, Dramatiker und Lyriker. Stilistisch ist das Werk Beer-Hofmanns am ehesten der literarischen Strömung des Jugendstils zuzurechnen. Sein Haus im Cottage steht leider nicht mehr.
FELIX SALTEN
Salten ist der Erfinder vom weltberühmten Reh »Bambi«. »Die Lebensgeschichte aus dem Walde«, wie er sie nannte machte ihn berühmt auch wenn er sie um einen Spottpreis verscherbelte. Er verfasste mehr als 50 Bücher, unter diesen auch »Lebensbeichte«, wo er anonym über das Sittenbild Wiens im Fin de Siècle schreibt. Zentrale Figur ist die Dirne Josefine Mutzenbacher. (Empfehlung: Stadtführung zu Josefine Mutzenbacher durch Wien über wienfuehrung.at)
HERTHA PAULI
Sie war eine Schauspielerin, Autorin und Journalistin, aber auch die Freundin von bedeutenden Männern. Diese waren unter anderem Walter Mehring, Ödön von Horvath und Joseph Roth.
AUGUSTE FICKERT
Sie war eine österreichische Frauenrechtlerin, Sozialreformerin und Journalistin. Fickert zählt zu den Pionierinnen der Frauenbewegung in Österreich. Sie war die Repräsentantin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung.
THEODOR SCHEIMPFLUG
Scheinpflug war ein österreichischer Geodät, nach dem die Scheimpflugsche Regel der Fotogrammetrie benannt is. Er fotografierte die Landschaft vom Ballon oder Drachen aus. Um ein möglichst großes Gebiet zu erfassen, machte er auch Schrägansichten, die nicht direkt für eine Landkarte verwendet werden können, sondern entzerrt werden müssen. Hierzu schuf er ein spezielles Entzerrungsgerät (eine Art Vergrößerungsgerät), das 1906 fertiggestellt werden konnte.
THEODOR HERZL
Theodor Herzl war Schriftsteller, Publizist und Journalist, Korrespondent der »Neuen Freien Presse« in Paris und später Feuilletonchef in Wien. Mit einer Schrift »Der Judenstaat« begründet er den theoretischen Zionismus. Er galt als jüdischer Revolutionär und die Weiterentwicklung seiner Gedanken war die Gründung des Staates Israel 1948.
VILLA DUSCHNITZ
Willibald Duschnitz übernahm nach dem Tod seines Vaters Adolf (1909) dessen 1879 gegründete Filz- und Schuhwarenfabrik in Achau, die vor allem technische Filze an die k.u.k. Armee lieferte, sowie eine Villa (Haus Duschnitz) in der Weimarer Straße 87, die er 1915/1916 von Adolf Loos umbauen ließ. Nach außen behielt das Haus seinen Cottage-Stil, im Inneren wurde unter anderem ein eigener Musiksaal mit einer wertvollen Orgel errichtet. Diese verkaufte Duschnitz nach der Restitution 1955 an die Pfarre Leopoldsdorf und befindet sich heute im Festsaal des Technischen Museums.
VILLA GESSNER
Hubert Gessner, einer der wichtigsten Architekten des »Roten Wien« und der aufstrebenden Arbeiterbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts, war ein verhaltener Modernist und entwarf die Villa Gessner nach im Stil Otto Wagners.
Buchempfehlung: IM COTTAGE: Wiens erste Adressen und ihre berühmten Bewohner / Metroverlag; Werner Rosenberger; ISBN 978-3-99300-188-9